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Schlagwort: Narzissmus erkennen

Narzissten, ihre häufigen Dramen und das ständige Chaos

Narzissmus: Drama und Chaos, Gaslighting und Verwirrung – das alles gehört bei Narzissten im Alltag häufig dazu. Oft ist es Unzuverlässigkeit bei Terminen, plötzlich kleinere „Unfälle“ kurz vor einem schönen Event oder laut inszenierte Dramen, nur weil die falsche Marmelade gekauft wurde. Wieso kommt es zu diesen Dramen? Wie sehen diese aus und wie fühlt sich möglicherweise ein Narzisst damit, wenn er diese immer wieder aber irgendwie scheinbar ganz bewusst „inszeniert“.

Narzissmus: Drama und Chaos. Tägliche inszenierte Verwirrung im Alltag

Es gibt Menschen, die verspäten sich bei Terminen. Es gibt Freunde, die vergessen Verabredungen/Abmachungen einzuhalten – das kommt eben einfach mal vor. Verzeihlich und einfach menschlich.
Und es gibt Narzissten: bei denen eigentlich immer Drama und Chaos herrscht und kleine oder auch größere Katastrophen im scheinbar immer falschen Moment passieren. Termine werden oft kurzfristig verschoben oder Absprachen „missverstanden“. Ausnahmen sind hier die Regel. Dass sich deshalb in der Beziehung nur noch alles um den Narzissten dreht, ist da schon fast normal.

Es sind diese Momente, in denen…


..die Mutter einen unerfindlichen Kreislaufkollaps kurz vor der Urlaubsreise bekommt, welche dann abgesagt werden muss. Eine Freundin, die Termine immer nur so legt, dass sie möglichst wenig Aufwand hat und Vorschläge von anderen gerne kurzfristig boykottiert. Die Gesundheit mal wieder. Ein Vater, der bei jeder Baumaßnahme im Haus das große Chaos veranstaltet. Eltern, die zu Hause Dramen wegen eines falsch gekauften Aufschnitts am Frühstückstisch inszenieren, denen tagelanges Schweigen folgt, von denen auch die Kinder nicht verschont bleiben. Spontane Allergien auf Lebensmittel oder Insekten, die weder vor noch nach dem Drama erwähnt werden. Aber in der Situation, in der es um eine gemütliches essen geht, plötzlich dramatisch aus dem Hut gezaubert werden, wie von Geisterhand danach verschwunden sind.

Narzissmus: Drama und Chaos oder bildet man es sich nur ein?

So oder ähnlich laufen die täglichen Dramen und das alltägliche scheinbare Chaos mit Narzissten ab. Wo Narzissten sind, herrscht scheinbar immer Chaos und Drama. Das Schwierige ist, dass man es in ihrem Umfeld oft irgendwie gar nicht bewusst realisiert. Im Umgang fällt einem vielleicht nur auf, dass es mit anderen Menschen irgendwie weitaus weniger kompliziert ist, Termine planen und umzusetzen. Aber auch, dass man vor einem Termin mit einem Narzissten immer irgendwie schon angespannt ist, weil man ahnt, dass es vielleicht nicht glatt laufen wird.
Oft dauert es aber, bis einem diese Dynamik wirklich bewusst wird. Das liegt vielleicht daran, weil man bei narzisstischen Eltern aufgewachsen ist und es gar nicht anders kennt. So ein Verhalten scheint dann einfach „normal“ zu sein. Reflektierte Menschen fragen sich erst einmal reflektiert nach ihrem Anteil der Verwirrung. Hiervon profitieren die Narzissten. 

Warum verhält ein Narzisst sich so?

Erst einmal ist es hier wie immer bei den Narzissten: Sie stehen nicht morgens auf und überlegen sich, wie sie wieder einmal Chaos veranstalten und so sich und anderen das Leben schwer machen können. Diese Bezeichnung “Chaos” ist sogar in einigen Fällen noch weit untertrieben, denkt man an Kinder, die in einem narzisstischen Elternhaus aufwachsen. Hier herrscht eben durch dieses Verhalten ein instabiles Umfeld. Eine Umgebung, bei dem sich Kinder nie sicher sein können, was als Nächstes passiert oder Merkwürdiges von den Eltern oder einem Elternteil entschieden wird. Mehr zum Thema narzisstische Eltern in meinem Artikel zum narzisstischen Vater zum Artikel
Vorab schon so viel: Es sind wie immer Dynamiken, die sich aufgrund ihrer Entwicklung unbewusst bei den Narzissten manifestiert haben.



Die Mischung aus vielen einzelnen Bestandteilen

Man kann dieses Verhalten nicht aus einer einzigen Dynamik ableiten. Es ist das Zusammenspiel verschiedener Faktoren ihrer Persönlichkeitsstruktur. Sie machen eben diese Mischung aus, die sich in diesem Verhalten, das „Drama und Chaos“ widerspiegelt, wie ich es nenne. Ich habe die aus meiner Sicht relevanten Punkte einmal für Euch in diesem Blogartikel zusammengestellt und wie gewohnt mit praktischen Beispielen hinterlegt:

Narzissmus: Drama und Chaos, die Ursachen

Narzissten sind nicht fähig abhängig zu sein, es ist ihre größte Angst sich in irgendeiner Weise in einer Abhängigkeit zu befinden. Sie wollen „Herr der Lage“ sein und diese beherrschen. Wenn sie eben das nicht sind, dann würde es ja möglich sein, dass sie angreifbar sind und andere Personen sie mitunter verletzen, der Worst Case eines Narzissten. Deswegen werden sie alles versuchen, Macht und Kontrolle zu erlangen und diese aufrechtzuerhalten.
Sie inszenieren also Alltagsdramen, um sich immer wieder ihrer Stellung bewusst und sicher zu werden. 
Ob es banale Dinge, wie die Verlegung von Terminen oder das zum wiederholten Mal vergessene Portemonnaie bei einem Dinner ist.

Ständige Kontrolle

Zudem versuchen sie mit allen Mitteln die Lage quasi zu beherrschen und das geht vor allem über ein Verhalten: Die Ausübung von Kontrolle und in ihren Augen Macht. Die Durchsetzung des eigenen Willens ist es, die ihnen die Ausübung von Macht und somit die benötigte innere Stabilität verleiht, so wird es in dem Buch von Kernberg beschrieben (Kernberg, “Narzissmus”,  S.165 zum Buch)

nur der eigene Wille zählt 

Denn man hat das Gefühl, dass Narzissten scheinbar immer ausschließlich ihren eigenen Willen durchsetzen müssen. Eine Kompromissfindung ist aussichtslos und soll mit allen Mitteln vermieden werden. Das ist im Freundeskreis so, wenn Verabredungen, wie Zeitpunkt und Ort immer vom Narzissten bestimmt werden. Der diese wiederum kurzfristig verlegt oder absagt, je nach Lust und Laune, um eine Ausrede aber nie verlegen ist. Schamgefühl Fehlanzeige, es wird sich Lügen bedient, denen man mitunter auch nach einiger Zeit auf die Schliche kommt, die dann aber geleugnet werden. Aber es ist auch die Mutter, die immer wieder Migräne Attacken bekommt, wenn schöne Ausflüge geplant sind.

Da fragt man sich doch aber: Merkt der Narzisst nicht, dass er dieses Chaos und Drama anrichtet?

Narzissten sind, wie ich ja schon oft geschrieben habe, auch kaum in der Lage, sich in andere einzufühlen. Sie haben – so ist es ja auch im DSM (weiter zur Info zum DSM beschrieben) – einen Mangel an Empathie (> weiter zu meinem Artikel “Narzissmus und Empathie”). Aufgrund dieser kaum vorhandenen emphatischen Fähigkeiten ist es für sie kaum möglich, sich auf Beziehungen, Ziele oder auch gemeinsame Vorhaben einzulassen. Hinzu kommt der starke Neid auf andere. Häufig sind sie ja sehr gierig und ausbeuterisch und sie begegnen anderen Menschen mit Entwertung. (Kernberg  “Narzissmus”, S. 707 zum Buch

Eine Mischung, die es ihnen quasi „leicht macht“ sich so zu verhalten.

Hinzu kommt, dass sie Frustration auf der anderen Seite indirekt spüren. Das führt aber nicht zu einem schlechten Gewissen, sondern genau das füttert ihre eigene Grandiosität. Die narzisstische Zufuhr, die sie dringend benötigen kommt durch die Auslösung negativer Energie, die Frustration des Gegenübers, ausgelöst durch ihr Verhalten. Eine stärkere Ausübung von Macht und Kontrolle und ein besseres – zumindest kurzfristiges Gefühl der inneren Stabilität dadurch – ist für sie wahrscheinlich kaum möglich.

Aber wenn der Narzisst sich so verhält, dann wird ihm doch langfristig niemand mehr positiv gegenüber treten und mit Liebe begegnen?

Narzissten versuchen, jegliche Liebe, die man ihnen anbietet zu zerstören, um ihre Überlegenheit gegenüber anderen aufrechtzuerhalten. Diese Aussage habe ich bei Kernberg gefunden und sie trifft es eben auf den Kopf. Macht ist stärker als Liebe, die Gefahr verletzt zu werden und die Angst vor Zurückweisung beherrscht alles. Mit Drama und Chaos kann sichergestellt werden, dass  “Liebesanflüge” anderer bereits im Keim erstickt werden. Trotzdem brauchen sie die starke Bewunderung: Ein schmaler Grat auf dem sie sich emotional bewegen.
Narzissten empfinden zudem so gut wie keine Gewissensbisse und sehen häufig keine Schuld für ihr Verhalten. Sie haben mangelndes Verantwortungsbewusstsein und an Rücksichtnahme fehlt es ihnen ebenfalls. Das sind auch meine Erfahrungen, die der internationalen YouTube-Szene und so wird es auch in Kernbergs Buch Narzissmus immer wieder beschrieben.

Abhängigkeit: Der Preis für die Anerkennung

Aber es gibt hier auch die Kehrseite der Medaille für die Narzissten: Wenn diese auf die narzisstische Zufuhr, auf die Liebe bzw. Bewunderung und Anerkennung durch die Beherrschten angewiesen sind. Denn dann haben diese ja theoretisch auch die Möglichkeit ihn zu manipulieren und auszunutzen, Kernberg “Narzissmus”, S. 165 zum Buch. Diese Aussage finde ich sehr interessant. Denn irgendwie befinden sich Narzissten ja doch in einer starken Abhängigkeit dieser anderen Person oder eben auch Personengruppe. Der starke Wunsch nach Bewunderung zwingt sie mitunter in die Rolle, teilweise den Wünschen von Gruppen nachzukommen und die Erwartungen zu erfüllen. Zum Beispiel der Vereinspräsident, der von den Mitgliedern bewundert werden will.
Ich kann mir vorstellen, dass diese Dynamik bei den Narzissten durchaus zu einem starken Gefühl der Unterlegenheit und Abhängigkeit auslöst. Das wiederum kann auch dazu führen, dass der Narzisst an anderen Stellen wild „um sich schlägt“ um sich von diesem entstehenden Druck zu entlasten und sich zu stabilisieren. 
So zum Beispiel der narzisstische Vater, der sich im Verein auf einen Kompromiss einlassen muss, um seine Wiederwahl nicht zu gefährdenden. Dieses Gefühl führt bei ihm zu Machtverlust. Am gleichen Abend aber noch bei den Kindern nach scheinbaren „Fehlern“ sucht – ein nicht perfekt aufgeräumtes Zimmer – um sich über seine Machtausübung hier zu entlasten. Dies kann in Schreien, bis hin zu körperlichen Aggressionen gegenüber den eigenen Kinder führen. So erlangt er seine innere Stabilität zurück. Wenn auch nur für kurze Zeit.



Narzissmus: Drama und Chaos.
Wie fühlt es sich als Narzisst an, einen solchen Alltag zu erleben?

So ein Verhalten ist ver- und zerstörend für das Umfeld und keineswegs akzeptabel und entschuldbar. Trotzdem bleibt die Frage, wie sich das Leben eines Narzissten in diesem Drama und Chaos wohl anfühlt. Wahrscheinlich ist es eine tägliche emotionale Achterbahnfahrt für den Narzissten, diese Szenerien zu durchleben. Gleichzeitig werden sie durch ihr Verhalten immer wieder starke Ablehnung erfahren. Denn „normal“ narzisstisch geprägte Menschen werden immer wieder Grenzen ziehen (Video bei YouTube hier verlinkt) und solche Verhaltensweisen langfristig nicht akzeptieren und sich abwenden. Was ich mehr als verständlich finde, denn jeder Mensch sollte zu allererst auf sich selbst achten. Solche „Machtspiele“ , ein emotionales „Auf und Ab“ und ständige Entwertung sind nicht gesund für ein glückliches Leben. Narzissmus: Drama und Chaos – das ist also alles andere als etwas, dass das Leben wirklich glücklich macht. 

Was dem Narzissten langfristig bleibt?

Es werden keine tiefen und ehrlichen freundschaftlichen oder auch partnerschaftlichen Beziehungen bleiben. Allenfalls pathologische Konstellationen, oder oberflächliche Verbindungen zu Vereins- oder Klubgenossen. Aber auch diese werden geprägt sein von Macht- und Zerstörungsfantasien und einem ständigen hin- und her. Ein glückliches und gesundes Leben sieht anders aus. Traurig ist, dass es für den Narzissten – je nach Erkrankungsintensität – schwer bis unmöglich ist, sich aus diesem Teufelskreis zu lösen und „geheilt“ zu werden oder die Lage mit einer Therapie zumindest zu verbessern. Das Leben bleibt leer, hinter ihnen liegen häufig Zerstörung und von ihnen verursachtes Leid. Narzissten werden niemals eine tiefe menschliche Bindung eingehen können und tiefe Liebe erfahren. Sei es in einer freundschaftlichen Bindung wie auch in der Liebesbeziehung. Das Leben ist einsam für sie und das ein Leben lang.

Warum bleibt man trotzdem? 

Oft handelt es sich bei Menschen, die sich sehr oft im engen Umfeld mit Narzissten umgeben um sogenannte Co-Narzissten. Wie sieht die Beziehung zwischen Narzisst und Co-Narzisst aus? Mehr in meinem Artikel Der (tägliche) Tanz zwischen Narzisst und Co-Narzisst

Wenn Du zu dem Thema Fragen hast oder Tipps brauchst, dann melde Dich gerne bei mir. Wir können uns über Telefon oder Video-Call unterhalten > weitere Infos & Buchung 

Mein Buch “Die Maschen der Narzissten” beim Gräfe & Unzer (G&U) Verlag: Buch anschauen

Männlicher Narzissmus

Unterschiede männlicher und weiblicher Narzissmus: Gibt es einen speziell männlichen Narzissmus oder auch einen typisch weiblichen Narzissmus? Ist ein bestimmtes Verhalten und denken typisch für männliche oder weiblichen Narzissten? Kann man da klare Unterschiede trennen?

“Unterschiede männlicher und weiblicher Narzissmus: Kann man das unterscheiden?” Diese Frage werden aktuell kontrovers diskutiert, die Ansichten sind vielfältig. In meinen Artikeln findet ihr viele Beispiele – die wie ich finde auf Männer, wie auch auf Frauen zutreffen. Um sich da ein Bild zu machen, ist es erst einmal wichtig beides unabhängig voneinander zu betrachte und das habe ich getan: 

Männlicher Narzissmus und wie sich dieser zeigt habe ich in einem Blogartikel wie auch in einem Video betrachtet. Denn auch männlicher Narzissmus hat viele unterschiedliche Facetten. Männliche Narzissten müssen nicht immer die extrem dominanten Menschen in der ersten Reihe sein, wie viele Menschen vermuten. Narzissmus kann sich auch bei Männern ganz anders zeigen.

weiblicher Narzissmus 

In einem weiteren Artikel analysiere ich Merkmale, die weibliche Narzissten betreffen auch hier habe ich ein Video erstellt, mit einigen praktischen Beispielen. Auch hier kann man überrascht sein. Denn auch weibliche Narzissten müssen nicht immer laut und schrill sein. Es gibt auch leise Narzisstinnen die nicht auf den ersten Blick auffallen und somit auch schwerer für das Umfeld erkennbar sein können. 

narzisstische Mutter und narzisstischer Vater 

Wenn man sich noch näher mit den Rollen von weiblichen und männlichen Narzissten auseinander setzen möchte, kann man dies besonders bei der Betrachtung von narzisstischen Familien tun. Denn Unterschiede erkennt man auch häufig auch in den Rollen der narzisstischen Mutter oder des narzisstischen Vaters. Auch hierzu gibt es auch auf meinem YouTube Kanal “Narzissmus verstehen”  j Videos für Dich. (Jeden Samstag neuer Content!)

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Narzisstischer Vater

“Das Versüßen des Kinderlebens soll nicht mit Schokolade, sondern mit Liebe erfolgen.” Stefan Wittlin

Narzisstischer Vater “Mr. Supercharming-Eiskalt” oder der “Korrekte”: Ebenso, wie narzisstische Mütter, gibt es natürlich auch narzisstische Väter. Aber was zeichnet einen narzisstischen Vater im alltäglichen Leben aus? 
Kurzer Hinweis für Euch vorab: Dieser Artikel gehört zu meinem YouTube Video “Narzisstischer Vater”.

Narzisstischer Vater: Wie erkenne ich ihn?

Auf welche Art und Weise beeinflusst dieser extreme Egoist das Leben und die Entwicklung seiner Töchter und Söhne? Was sind die “Langzeitfolgen” der Kinder?
..und wie mit ihm umgehen?
Er war eigentlich nie da, weder körperlich, noch geistig.
Hatte er die Möglichkeit ein Meeting weit weg zu verbringen, war er der Erste, der sich freiwillig in der Firma meldete. Noch motivierter war er, wenn er die Gelegenheit hatte, bei einem externen Termin die Geliebte zu treffen. Natürlich erklärte der narzisstische Vater der Familie das ganz anders:
Dad muss wieder weg, dringende Termine, ach wie gerne wäre er doch zu Hause geblieben..”

Narzisstischer Vater: Wie tritt er auf?

In der Öffentlichkeit hegte er das perfekte Bild. Designerkleidung, immer modisch, ein tolles Auto vor der Tür, “Mr. Charming” bei allen Frauen, ob bei älteren oder jüngeren Frauen. Ein paar smarte, nette Worte, ein Lächeln, das war sein Geheimnis. Er hörte allen immer gerne oberflächlich zu und war eigentlich hilfsbereit und so fürsorglich lieb zu seiner Familie, er „opferte“ sich beruflich ja sozusagen für die Familie auf, musste er doch unter der Woche so viel arbeiten.….

Vielleicht war er aber auch der Ruhige, zurückhaltende, immer von allen in seinem Umfeld als den liebevollen Vater gesehene Mann. Der Vater, der nicht in der ersten Reihe stand, aber durch seine irgendwie schüchtern wirkende Art auffiel. Derjenige, der sich scheinbar immer aufopferte.

..aber dann gab es die zweite Seite von ihm, die niemand außer seiner Familie kannte.
Denn hatte er Druck durch beruflichen Stress, dann ließ er ihn raus. In völliger Rage fast Wahn, hinter verschlossener Tür, wenn er ausnahmsweise mal zu Hause war verschaffte er sich Luft. Dafür brauchte es nicht viel, eigentlich gar keine Gründe…

Narzisstischer Vater: Wie kann so ein Leben in der Familie aus Sicht der Kinder aussehen?

Sein Sohn wollte immer nur eins: Anerkennung und dass sein Vater stolz war. Stolz war auf sein Fußballspiel, nur einmal am Rand des Feldes seinen Vater sehen. Zu spüren und zu sehen, dass er ihm wirklich bei seinem Spiel zusah und ihn, nur ihn anfeuerte. Das war sein größter Wunsch. Er kam genau zweimal zu einem Fußballspiel in den letzten 18 Jahren. Die Zeit des Spiels nutzte er aber, sich am Wurststand zu unterhalten, oder mit den anderen anwesenden Müttern zu flirten. So war er eben.

Manchmal war sie Papas Prinzessin

dann nannte er sie auch so. Der leicht ironische Unterton, den hatte sie gelernt auszublenden. Es gab ihr so viel, einmal kurz die Prinzessin zu sein. Zumindest in seinen Worten. Auf Feiern streichelte er ihr liebevoll über den Kopf, wenn möglichst viele es sahen und dann sagte er es wieder „Prinzessin“.
Ein paar Tage später war er schlecht drauf: schlechte Zahlen von der Firma, Druck und dann machte sie diesen Fehler: Sie vergaß die Tasse gleich in den Geschirrspüler zu räumen. Da hört sie es wieder – und es tat ihr unbeschreiblich weh: „Wer hat hier wieder die Tasse herumstehen lassen“. Er sah sie wutentbrannt und zornig an: „Du bist in jeglicher Hinsicht eine Enttäuschung.” Sie packte die Tasse weg und schwieg, wie immer. Denn seinem Vater gab man einfach keine Widerworte.
Es klingelte, Freunde der Familie kamen. Da saßen sie wieder, gemeinsam am Kaffeetisch, er streichelte ihr Haar und bat die Prinzessin, doch Milch aus dem Kühlschrank für die Gäste zu holen.

So, oder so ähnlich können sie aussehen, Auszüge eines Lebens mit einem narzisstischen Vater.
Nicht nur narzisstische Mütter, auch narzisstische Väter hinterlassen schwere Narben bei ihren Kindern. Narben, die erst nach langer Zeit und häufig erst mit Hilfe von externen Experten heilen können.



Narzisstischer Vater: Aber wie erkenne ich ihn?

Ebenso wie die narzisstische Mutter, kann man natürlich auch den narzisstischen Vater anhand des Diagnostischen und Statistischen Manuals (DSM) analysieren zu meinem Blogartikel in dem das DSM thematisiert wird

Will man weitere Informationen zum Thema “narzisstischer Vater” und Anhaltspunkte zum Thema haben, die valide und auch für den Laien verständlich  sind, ist der deutsche Markt, wie immer, sehr übersichtlich. Aber in den USA bin ich – wie so oft – fündig geworden.

Bei „Psychology today” habe ich eine tolle Übersicht gefunden. Sie trägt den Titel
„Hier sind einige Anzeichen, dass Dein Dad narzisstische Tendenzen hat, oder ein eindeutiger Narzisst war“.
Diese Punkte habe ich übersetzt, den Originalartikel findet ihr hier zum Artikel bei psychologytoday
 

Narzisstischer Vater: mögliche Anzeichen 

Dad war egozentrisch und ziemlich eitel.
Er hatte ein aufgeblasenes Selbstwertgefühl, das ihn dazu veranlasste zu glauben, er sei allen überlegen und der ihn mit dem Umgang der „Besten“ privilegierte.

Dad benutzte Leute zu seinem Vorteil.
Er nutzte andere, um sie auszubeuten, immer dann, wenn es ihm passte. Jeder schien ihm zu dienen, oder zumindest erwartete er das von jedem.

Dad war charismatisch.
Jeder wollte sich mit ihm umgeben und er genoß die Bewunderung von anderen. Er liebte es, im Rampenlicht zu stehen. Er genoss die Stärke, die er bekam, wenn er im Zentrum der Aufmerksamkeit stand.

Niemand hatte so eine Phantasie wie Dad.
Grandiosität ist verlockend, ebenso wie seine Phantasien von Erfolg, Prestige und Brillanz: Er übertrieb oft seine Leistungen und hatte unrealistische Ambitionen und Ziele.

Dad nahm die Kritik nicht gut an.


Nichts verletzte ihn so, wie Kritik an seiner Person. Er eliminierte Leute, die ihn kritisierten oft aus seinem Leben oder versuchte, sie ebenso zu verletzen, wie sie ihn gekränkt hatten.

Dads Wut war wirklich beängstigend.
Manche Leute werden wütend und schreien viel. Dad könnte mit seinem Zorn so verletzen, dass es tief unter die Haut bis auf die Knochen ging.

Dad konnte unnahbar und unsympathisch sein.
Narzissten erleben keine Empathie; Sie können sich nicht in andere hinein fühlen. Natürlich war er besonders empfindlich für das, was er fühlte, aber für andere hatten keinen Sinn und keine Empathie.

Dad war nicht oft anwesend.
Er holte sich seine „Befriedigung“ außerhalb der Familie. Andere Väter waren häufiger bei ihren Familien. Er sehnte sich geradezu nach Aufregung und schien sich mehr darum zu kümmern, was andere von ihm dachten, als sich darüber Gedanken zu machen, was seine eigenen Kinder über ihn dachten und wie sie sich fühlten.

Dad tat, was er wollte, wenn er mit Dir zusammen war.


Narzissten machen nicht gerne das, was andere wollen, sie wollen selbst bestimmen. Dad machte Sachen mit Dir die er genoss; vielleicht hast du das auch getan.

Dad wollte, dass seine Freunden und Kollegen Dich bewunderten.
Du warst ihm am wichtigsten, wenn er sich mit Dir rühmen konnte; traurig aber wahr.

Du konntest nicht wirklich bekommen, was Du von ihm benötigst.
Selbst wenn Dad Dir auf materieller Ebene etwas geboten hat, fühltest Du Dich auf eine subtilere Art beraubt. Zum Beispiel, dann wenn Du Aufmerksamkeit und Zuneigung bekommen wolltest: Beides bekamst Du nur sporadisch, und auch nur, wenn es für ihn hilfreich war und möglich.

Wie soll ich diese Punkte im Hinblick auf den narzisstischen Vater nun bewerten?

Auch bei diesen Punkten gilt natürlich, wie immer beim Narzissmus, dass es kein „schwarz oder weiß“ gibt.
Nicht alle Punkte müssen zutreffen, damit es sich um einen narzisstischen Vater handelt. Denkt man zum Beispiel an einen verdeckt narzisstischen Vater, so wird dieser vermutlich charismatisch sein, das totale Zentrum der Aufmerksamkeit könnte bei ihm aber eher Angstzustände auslösen. 

Trotzdem finde ich diese Punkte sehr greifbar und passend um eine erste Analyse für sich selbst durchzuführen. Gemeinsam mit dem DSM sicher ein erstes, brauchbares Tool im Hinblick auf den narzisstischen Dad.

Die Beeinflussung des narzisstischen “Erzeugers” auf das Leben der Kinder

Sehr schön ist in dem Artikel auch noch erklärt, in wieweit narzisstische Väter ihre Töchter und Söhne beeinflussen. Deshalb möchte ich dies hier auch noch einmal darstellen:

Die Tochter des narzisstischen Vaters:

Töchter von narzisstischen Vätern beschreiben oft das Gefühl des „nicht erfüllt sein“. Gerade wenn es darum geht, was sie von ihrem Dad erhalten haben im Verhältnis von dem was sie eigentlich brauchten. Sie haben also nie genug bekommen und konkurrierten mit ihren Geschwistern um die Zeit mit ihrem Dad. Als kleines Kind hat der Dad vielleicht noch bemerkt, wie schön die Tochter doch ist. Aber als die Tochter älter wurde, verpasste er keinen Kommentar zu Gewicht und Haltung der Tochter.

Die Auswirkung seines Verhaltens
Die Tochter wird dieses „es ist nie genug“ Gefühl bis ins Erwachsenenalter in sich tragen, auch wenn sie scheinbar erfolgreich ist. Wenn sie mit Männern (oder Frauen) zusammen ist, fühlt Sie sich oft verwundbar und ist immer besorgt, dass Sie für jemand anderen plötzlich verlassen wird. Ängstliche Zurückhaltung oder die Übernahme der narzisstischen Rolle sind vermutlich dann ihre Wege, um Beziehungen sicher zu halten; Dies ist aber unstabil und ein Selbstschutz. (Man wird als Tochter verlieren.)
Denn: Eine Tochter braucht die Verehrung ihres Vaters es bestärkt sie und hilft ihr, ihre Besonderheit zu verinnerlichen. Gesunde Väter geben ihren Mädchen dieses Geschenk. Sie sind besonders und verdienen Liebe, dafür das sie auf der Welt sind. Dass sie so sind, wie sie sind.

Der Sohn des narzisstischen Vaters

Als Sohn eines narzisstischen Vaters hast Du niemals das Gefühl, dass Du Dich messen kannst.
Dad war so auf Konkurrenz und Wettbewerb ausgerichtet,  dass er sogar mit Dir konkurrierte. Du hast vielleicht eine Niederlage akzeptiert, obwohl sie keine war, denn Du würdest als Sohn nie Deinen Vater übertreffen wollen. Oder Du hast vielleicht hart daran gearbeitet, um Dad in seinem eigenen Spiel zu schlagen, nur um seine Aufmerksamkeit und einen Anschein väterlichen Stolzes zu bekommen. Du hattest irgendwie nie das Gefühl, gut genug zu sein.
Auch wenn Du als Sohn Erfolg hattest, fühltest Du Dich immer noch leer und wie eine zweite Wahl.

Genau wie Mädchen müssen Söhne von ihren Vätern angebetet werden. Um sich bestärkt zu fühlen, brauchen Jungen auch ihren Vater, der an sie glaubt. Sie können sich ansonsten ebenfalls zum Narzissten entwickeln. Auf diese Weise erhalten Sie dann Dads Aufmerksamkeit denn Nachahmung ist die höchste Form der Schmeichelei für die narzisstischen Väter. Und Sie lernen von Ihrem alten Vater, wie man manipuliert und Menschen benutzen kann. So traurig es auch ist. Die Auswirkungen eines narzisstischen Vaters sind, wie auch bei der narzisstischen Mutter sehr dramatisch sowie ver- und auch zerstörend. Ein narzisstischer Vater hat nachhaltige Auswirkungen auf die gesunde Entwicklung des Kindes, wie man in der Beschreibung deutlich erkennen kann. 



Narzisstische Mutter und narzisstischer Vater?

Es beeinträchtigt ein Kind in seiner Entwicklung sicherlich schon genug, wenn einer der Elternteile unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leidet. Besonders schlimm ist es natürlich dann, wenn es sich in der Familie vielleicht sogar um eine besondere Situation handelt: In dem Moment, in dem beide Elternteile – also Vater und Mutter – unter einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung leiden. 

Ich persönlich denke, dass dies besonders bei der Generation vorkommt, die bereits sehr früh und schnell geheiratet und dann noch Kinder bekommen hat.
Eltern der Generation der 70er und 80er Jahre. Dann, wenn die „Veliebtheit“ oder Faszination (Honeymoon Phase) beider Narzissten noch vorhanden war und beide ihren Narzissmus noch nicht vollständig ausgelebt haben. Vielleicht kommt dann noch die Ausprägung der Generation „wir lassen uns nicht scheiden und halten aus“ hinzu. Zum Beispiel denke ich hier an ein ländliches oder sehr spießiges Umfeld, in denen Trennung „sowieso keine Lösung“ ist.  Man hält lieber aus – auf Kosten der Kinder.

Allerdings hier aber auch erwähnen, dass sie selbst Opfer sind.

Denn häufig sind bereits ihre Eltern narzisstisch geprägt. Es ist also ein Generationsproblem, dass sich wie eine “Seuche” an die nächste Generation weiter “vererbt”, wird es nicht von einer Generation durchbrochen. DAS ist aber noch einmal ein neuer Themenkomplex.

Sind beide Eltern Narzissten, entsteht meiner Meinung nach eine extrem gefährliche und zerstörerische Mischung, besonders für die Kinder dieser Paare. Denn – Dr. Judy WTF beschreibt es sehr treffend – entsteht das „double dungeon“, also das doppelte Verließ. Ein Verließ, dass beidseitig geschlossen ist und aus dem man -als kleines Kind- keinen Ausweg hat. 

Hinzu kommt dann, dass ihrer Meinung nach „childhood is a hostage situation“- „Kindheit ist mit einer Geiselnahme gleichzusetzen ist“. Das Kind ist abhängig von den Eltern, es will um jeden Preis geliebt werden.

Stellt man sich nun eine Geiselnahme mit dem Leben in einem Verließ vor, aus dem man nicht gerettet wird, kann man sich in etwas vorstellen, was Kinder dieser Eltern erleben. Vielleicht kann man dann auch nachvollziehen, welche Spätfolgen dadurch entstehen können. Und dass diese Kinder Opfer sind und keinerlei Verantwortung tragen.


Narzisstischer Papa: Was soll ich machen, wenn ich denke, dass mein Dad ein Narzisst gewesen ist oder ich eventuell sogar in einem „double dungeon” gelebt habe?

Sicherlich ist möglich zu versuchen, einen Kommunikationsweg zu finden, in der man nichts erwartet und versucht, sich nicht verletzen zu lassen. Grenzen zu setzen ist ein Weg und auch selbst entscheiden, wann es Zeit ist, zu gehen. Ich denke, wie bei allen anderen Narzissten kann ich hier auch auf meinen Artikel zum (Nicht-)Umgang mit Narzissten verweisen zum Artikel 

Die Kindheit ist allerdings auch ein sehr fundamentaler Teil des Lebens. Sie beeinflusst den weiteren Werdegang, sei es beruflich oder privat. Vielleicht war eine solche Kindheit auch so stark beeinflussend, dass es manchmal deshalb auch sinnvoll ist, sich einer fundierten Therapie zu unterziehen. Wo findet Ihr professionelle Hilfe und was gibt es da? Ich arbeite seit 20 Jahren im deutschen Gesundheitswesen und kenne mich in den Strukturen aber auch inhaltlich sehr gut aus. Gerne kann ich Euch dazu telefonisch Hinweise und Tipps geben. 

Wie ist der Umgang mit einer narzisstischen Ma und einem narzisstischen Dad nach einer möglichen Therapie?

Haben betroffene Kinder einen neuen Weg durch eine Therapie gefunden und sehen diese die Dynamiken klar, bedeutet das natürlich nicht, dass die Eltern sich auf dem gleichen Stand befinden.
Häufig entstehen dann neue Konflikte für die therapierten und ich sage mal „geheilten“ Kinder. Das beschreiben Dr. Judy WTF und Walt ich einmal ganz gut in ihrer Sendung  zur Sendung von Judy & Walt (englisch) Manchmal ist auch ein Kontaktabbruch zu den narzisstischen Eltern als letzter aber ein möglicher Weg in Erwägung zu ziehen. 

Sehr schön wurde dieser neue Konflikt von beiden auch noch einmal anhand des Liedes von Phil Collins „no son of mine“ geshrinked weiter zum Song bei Songs über Narzissten
Ich denke aber auch, wenn der, wie und dem Lied beschriebene Vater den Sohn in seiner neuen Rolle nach einer Therapie nicht akzeptiert, ist es trotzdem doch sehr positiv. Denn so hat der Sohn die Chance, nun ein selbstbestimmtes und freies Leben zu führen. Auch wenn es ohne seinen Vater sein wird, so wird es vermutlich ein glückliches Leben werden, in einem neuen, gesundem Umfeld!

Kennst Du meinen YouTube Kanal “Narzissmus verstehen” schon? Nein, dann schnell besuchen: YouTube Kanal “Narzissmus verstehen by Marie”

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