Narzisstische Kinder
Narzisstische Kinder: Wie kommt es dazu, dass Kinder narzisstisch werden, wie verhalten sie sich und wie sieht das Umfeld aus? Dann die wichtigste Frage: Wie kann mit diesen Kindern umgehen.
Dies ist ein Artikel zum Video mit vielen praktischen Beispielen u.a., den Link dazu findest Du am Ende des Artikels.
Wie entsteht Narzissmus bei Kindern eigentlich?
Ich habe mir dazu auch schon viele Gedanken gemacht und dazu gelesen. Ihr findet ausführliche Informationen und auch spannende Bücher zur Hirnforschung hier auf meinem Blog. Ich gehe deshalb nur kurz darauf ein, was in der Forschung vorhanden und allgemein verständlich ist.
Die für mich logische Erklärung ist, dass Narzissmus bereits bei Säuglingen und weiter im Kindesalter durch das Verhalten des engen Umfelds entsteht. Niemand wird meiner Meinung nach als Narzisst geboren. Genetische Vererbungen wird bei der Entstehung von Narzissmus sicher immer diskutiert, darauf gehe ich hier nicht explizit ein.
Grundthema: Die Eltern
Problem ist eben, dass auch die Eltern oftmals eigene negative Grundeinstellungen haben, emotional kaum bis gar nicht erreichbar sind. Es fehlt das wichtigste Element zwischen den Bezugspersonen und den Kindern: Die enge Bindung. Meiner Meinung nach sind das Probleme, die weiter gegeben werden – oftmals von Generation zu Generation. Welche Auswirkungen hat diese emotionale „Nichterreichbarkeit“ und andere Faktoren nun auf die Säuglinge und Kinder im Bezug auf Narzissmus?
Kernberg: Die Säuglinge werden permanenten Unangemessenheit der zu bewältigenden Aufgaben. Die wechselseitige Regulation zwischen Säugling und Bezugsperson spielen da eine wichtige Rolle. Der Säugling soll nicht überfordert werden, sondern man sollte ihm behilflich sein (Quelle: Kernberg), so dass er auch mit Misserfolg umgehen kann und es für in ein quasi positives Erlebnis wird. Hier sind es natürlich noch wesentlich mehr Dynamiken, die zur Entstehung von Narzissmus aus Sicht der Psychologie beitragen.
Hinforschung: Hier beziehe ich mich auf Dany M. Glaser, laut der es demnach sichtbare Veränderungen in der Gehirnstruktur und seinen Funktionen bei traumatischem Missbrauch und gravierender Vernachlässigung gibt. Die Gehirnentwicklung steht in einem engem Zusammenhang zu den Frühkindlichen Erfahrungen.
Studien, die auch auf narzisstische Kinder zutreffen können
Studie Charité: Es gibt laut der Charité eine recht kleine Studie, die zeigte, dass das Gehirn von Narzissten verändert ist. Einige ganz spezielle Hirnstrukturen sehen bei Narzissten messbar anders aus – und viele davon haben mit der Steuerung von Empathie zu tun. Es ist auch nicht klar, ob die Großhirnrinde an dieser Stelle immer schon dünner war. Oder ob sich das erst im Laufe des Lebens entwickelt hat. Das MRT sei eine Momentaufnahme.
Studie der Niederlande: Die Erziehungswissenschaftler und Psychologen befragten 565 Kinder und deren Eltern aus den Niederlanden — insgesamt vier Mal innerhalb von zwei Jahren. Im Alter zwischen 7 und 11 das sehr prägend ist. Verherrlichung im Kindesalter begünstigt die Entwicklung narzisstischer oder soziopathischer Persönlichkeitszüge.
Weitere Verhaltensweisen von Eltern, die auch im Zusammenhang mit der Entwicklung von soziopathischen Zügen stehen: Wenig bis keine Grenzen setzen, selten Konsequenzen ziehen, das Verhalten der Kinder idealisieren und auch dann verteidigen, wenn es selbst als offensichtlich falsch wahrgenommen wird.
Was ich auch immer in einem engen Zusammenhang sehe: körperliche und Emotionale Misshandlung!
Die emotionale Misshandlung von Kindern wirkt sich ähnlich schlimm auf die psychische Gesundheit aus wie körperliche Gewalt und Vernachlässigung (Jama Psychiatry, online.) Die Studienlage deutet darauf hin, dass frühe Traumata das Stresshormonsystem auf Dauer fehlregulieren und die Anfälligkeit für psychische Störungen erhöhen.
Der Stresshormonpegel von misshandelten Kindern liegt ab einem bestimmten Alter deutlich über dem von nicht misshandelten – zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Uni Leipzig in einer aktuellen Studie (UNI Leipzig) . Die Folgen des veränderten Cortisol-Spiegels sind gravierend: Im weiteren Verlauf kann es zu neurobiologischen Veränderungen kommen, die sich etwa in einer gesteigerten Aggressivität, Hyperaktivität oder auch Ängstlichkeit äußern.
Wie sieht denn so ein Verhalten der Eltern im Hinblick auf die Kinder aus?
a) Zu sehr Loben – der „Prinz oder die Prinzessin“ der unbeirrte Narzisst (offene Narzisst)
Ist sich über die Reaktionen andere nicht gewahr, arrogant und aggressiv. Braucht das Zentrum der Aufmerksamkeit Hat einen Sender aber keinen Empfänger: Keine Spiegelung, keine Grenzen des Verhaltens (Quelle: Kernberg s.o.). Sie bekommen keine Grenzen gezogen, werden nicht gespiegelt.
b) Ignoranz und Unterdrückung – die „Verschüchterte“ – der verdeckte Narzisst.
Das sind eher die gehemmten, scheuen oder sogar übertrieben beschiedenen Typen. Sensibel gegenüber der Reaktionen anderer. Hört sorgfältig zu um Anzeichen für Kränkungen und kritische Äußerungen nicht zu übersehen. Die Mutter kümmert sich gar nicht, keine liebevolle Umarmung (Quelle: Kernberg s.o.). Das Kind muss mitunter sehr früh Verantwortung für sich und auch die Geschwister übernehmen.
Bei Beiden: Zu wenig Liebe, keine Liebe, keine Nähe, wirkliche menschliche Wärme, kein Stillen. Das Kind verkümmert emotional quasi. Aber: Niemand ist entsprechend auch für den ersten Teil seines Lebens verantwortlich. Das ist ein wunderbarer Satz, den auch Dr. Judy sehr stark geprägt hat. Diesen Satz sollte man immer im Hinterkopf behalten. Der aber trotzdem meiner Meinung nach nicht das ver- und zerstörende Verhalten von Narzissten im Erwachsenenalter entschuldigt.
Was brauchen Kinder und was fehlt?
1.) Kinder brauchen einen Rahmen.
2.) Kinder brauchen eine ganz enge Bindung.
3.) Das gesunde Maß in allem.
Warum gehen Eltern mit ihren Kinder wie oben beschrieben überhaupt um?
a) Sie sind selbst Narzissten – verletzte Seelen, was aber nichts entschuldigt.
b) Sie bekommen ihre eigene narzisstische Zufuhr über die Kinder – die Kinder sind traurig, wütend und enttäuscht – werden abhängig von ihnen sollen das sein, was sie nie waren.
Sind diese Kinder „verloren“?
Nein, das sind sie nicht – das hat mir auch eine erfahrene Therapeutin gesagt.
a) Wenn sie im Umfeld „Fürsprecher“ haben, dann kann das den Kindern sehr gut tun.
b) Sie verursachen „Probleme“ – werden rebellisch, bekommen Essstörungen, Depressionen und landen beim Therapeuten. Mit viel Glück hilft er ihnen – aber Achtung , dass muss nicht sein, denn oft wird der (Nicht)Passende Therapeut von den Eltern ausgewählt.
Tipps im Umgang
1.) Kinder brauchen Grenzen
2.) Ihnen Aufgaben geben und was zu trauen & Loben – aber auch signalisieren, dass sie liebenswert sind so wie sie sind, auch wenn sie keine Aufgaben erfüllen.
3.) Geb ihnen Liebe und reiche ihnen die Hand.
4.) Keine „harte Hand“ sondern eine klare Struktur.
5.) Ihnen etwas zutrauen und sie loben, wirkliches Interesse haben.
6.) Sie ruhig spiegeln.
7) Bei Gewalt etc. dem Jugendamt Bescheid geben, bzw. einen Dritten zu Rate ziehen und wenn notwenig handeln.
Diese Tipps von mir sind ein wenig anders bei narzisstischen Kindern, als bei erwachsenen Narzissten.
Es bleibt trotz allem ein schwerer Konflikt: Wie will man diese Kinder „retten“. Ich glaube man kann tatsächlich „nur von außen anbieten“, versuchen mit der Mutter – wenn sie ein minimales Maß an Reflexion hat zu reden. Eventuell die Mutter dazu bewegen einen Therapeuten zu kontaktieren. Aber oftmals ist das nicht von Erfolg gekrönt. Bei Kritik an der Erziehung und so empfinden sie das – glaubt mir das habe ich auch schon gemacht – da schlägt einem sofort Hass entgegen. Da kommt dann ein Sturm der Entwertung.
Narzisstische Kinder: Ein schwieriges und trauriges Thema. Es war mir aber ein Anliegen diesen Artikel zu verfassen und das Video zu erstellen. Das Video zum Artikel mit vielen praktischen Tipps und Beispielen auf meinem YouTube Kanal „Narzissmus verstehen“ zum Video auf YouTube
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