
Narzisstische Kinder
Heute schauen wir uns gemeinsam ein wichtiges Thema an: extrem narzisstische Züge bei Kindern. Wir gehen gemeinsam der Frage nach, wie kommt es dazu, dass Kinder sehr narzisstisch werden:
Wie entsteht Narzissmus bei Kindern?
Ich habe mich lange sehr intensiv und ausführlich mit dem Thema auseinandergesetzt, mir viel Literatur angeschaut und eigene Gedanken zu Thema gemacht. Viele dieser Informationen und interessante Bücher beispielsweise zur Hirnforschung findest du auch auf meinem Blog. Hier werde ich dir jetzt einmal einen kurzen ersten Überblick geben. Ganz viele Informationen zur Entstehung von Narzissmus – auch mit wissenschaftlichem Bezug und verständlich erklärt, findest du auch in meinem aktuellen Buch, das kann ich dir als weiterführende Info deshalb ans Herz legen.
Die wissenschaftliche Meinung und die auch für mich logische Erklärung ist, dass Narzissmus bereits bei Säuglingen und weiter im Kindesalter durch das Verhalten des engen Umfelds entsteht. Niemand wird meiner Meinung nach bereits als extrem narzisstischer Mensch geboren. Genetische Faktoren und Vererbung wird bei der Entstehung von Narzissmus diskutiert. Ich denke durchaus, dass es eine genetische Disposition geben kann, die diese Entstehung mitunter begünstigen kann. Auf dieses Thema gehe ich hier jetzt aber nicht explizit ein.
Grundthema bei der Entstehung von Narzissmus: die Eltern
Denn bereits in der Kindheit wird der Grundstein gelegt, wie sich unter anderem die psychische Gesundheit von Kindern entwickelt. Dieser Ansicht ist auch die Wissenschaft. Ich sehe es auch so: Unterstützende, wertschätzende und liebevolle Eltern haben hier eine positive Wirkung. Während (narzisstische) Eltern, dessen Kinder stark narzisstische Züge entwickeln, eher negativ auf die gesunde mentale Entwicklung ihrer Kinder wirken: Denn das Problem ist, dass diese Eltern oftmals eigene negative Grundeinstellungen haben. Sie sind emotional kaum bis gar nicht erreichbar für ihre eigenen Kinder.
Es fehlt das wichtigste Element zwischen ihnen als Bezugspersonen zu den eigenen Kindern: die enge Bindung.
Ein fehlendes, liebevolles und vertrauensvolles Verhältnis gibt es oftmals nicht. Zuneigung dieser Eltern fehlt. Stattdessen bekommen Kinder das Gefühl, nicht liebenswert zu sein. Oft sind die Eltern, wie bereits erwähnt, selbst stark narzisstisch. Es sind – und das ist auch meine Erfahrung – so, dass Probleme und die daraus resultierenden, extrem narzisstischen Züge oft sogar von Generation zu Generation weiter gegeben werden. So lange, bis eine Person es schafft, diese ungesunde Wiederholungsschleife zu stoppen.
Welche Auswirkungen haben emotionale „Nichterreichbarkeit“ und andere Faktoren nun auf die Säuglinge und Kinder im Bezug auf die Entstehung von extrem ausgeprägten Narzissmus? Lass uns dazu hierzu erst einmal ein paar Veröffentlichungen anschauen:
Narzisstische Kinder: Veröffentlichungen
- Kernberg: Die Säuglinge werden permanenten Unangemessenheit der zu bewältigenden Aufgaben. Die wechselseitige Regulation zwischen Säugling und Bezugsperson spielen da eine wichtige Rolle. Der Säugling soll nicht überfordert werden, sondern man sollte ihm behilflich sein (Quelle: vfgl. Kernberg, Narzissmus: Grundlagen – Störungsbilder – Therapie, Schattauer 2010), sodass er auch mit Misserfolg umgehen kann und es für in ein quasi positives Erlebnis wird. Hier sind es natürlich noch wesentlich mehr Dynamiken, die zur Entstehung von Narzissmus aus Sicht der Psychologie beitragen.
- Studie der Niederlande: Die Erziehungswissenschaftler und Psychologen befragten 565 Kinder und deren Eltern aus den Niederlanden — insgesamt vier Mal innerhalb von zwei Jahren. Im Alter zwischen 7 und 11 das sehr prägend ist. Verherrlichung im Kindesalter begünstigt die Entwicklung narzisstischer oder soziopathischer Persönlichkeitszüge. Weitere Verhaltensweisen von Eltern, die auch im Zusammenhang mit der Entwicklung von soziopathischen Zügen stehen ist es den eigenen Kindern wenig, bis keine Grenzen zu setzen. Selten Konsequent zu handeln kann ebenfalls zu Problemen bei Kindern und ihrer gesunden psychischen Entwicklung führen. Das Verhalten der Kinder zu strak zu idealisieren ist für ihre gesunde Entwicklung ebenfalls problematisch.
Ein enger Zusammenhang mit extrem narzisstischen Zügen besteht auch bei emotionaler und körperlicher Misshandlung:
- Die emotionale Misshandlung von Kindern wirkt sich ähnlich schlimm auf die psychische Gesundheit aus wie körperliche Gewalt und Vernachlässigung (Jama Psychiatry, online, JAMA Psychiatry 2015;72(11):1135-1142. doi:10.1001/jamapsychiatry.2015.1792) Die Studienlage deutet darauf hin, dass frühe Traumata das Stresshormonsystem auf Dauer fehlregulieren und die Anfälligkeit für psychische Störungen erhöhen.
- Der Stresshormonpegel von misshandelten Kindern liegt ab einem bestimmten Alter deutlich über dem von nicht misshandelten. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher der Uni Leipzig in einer aktuellen Studie (UNI Leipzig). Die Folgen des veränderten Cortisol-Spiegels sind gravierend: Im weiteren Verlauf kann es zu neurobiologischen Veränderungen kommen, die sich etwa in einer gesteigerten Aggressivität, Hyperaktivität oder auch Ängstlichkeit äußern.
Wie sieht so ein Verhalten der Eltern gegenüber diesen Kinder im Alltag aus?
Oft gibt es bei der Erziehung von (narzisstischen) Eltern, dessen Kinder stark narzisstische Züge entwickeln zwei sehr extreme Erziehungsstile:
Zu sehr Loben
Der „Prinz oder die Prinzessin“: Das Kind, das scheinbar immer das Zentrum der Eltern und manchmal sogar der gesamten Familie bildet. Er kann nichts falsch machen, bekommt scheinbar alle Zuwendung und in ihn wird oft auch monetär viel investiert. Diese Kinder sind sich über die Reaktionen andere nicht gewahr, sind oft sehr arrogant und aggressiv, wenn etwas nicht so läuft, wie sie es wollen.Diese brauchen und bilden das Zentrum der Aufmerksamkeit. Vereinfacht kann man sagen: Diese Kinder haben scheinbar einen Sender, aber keinen Empfänger. Ein solches Kind erfährt von seinen Eltern oft keine Spiegelung und keine Grenzen des Verhaltens (Quelle: vfgl. Kernberg, Narzissmus: Grundlagen – Störungsbilder – Therapie, Schattauer 2010), das ist fatal für die Entwicklung eines gesunden Selbstwerts. Denn diese Kinder bekommen oft Probleme, wenn sie ihr gewohntes Umfeld verlassen und dann Grenzen von außen gesetzt werden. Sie werden oft “goldene Kinder” genannt, bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit höher stark narzisstische Züge zu entwickeln als bei Kindern, die genau das Gegenteil erleben:
Ignoranz und Unterdrückung
Die „Verschüchterten“: Das sind eher die gehemmten, scheuen oder sogar übertrieben bescheidenen Typen. Sensibel gegenüber der Reaktionen anderer. Diese Kinder hören sorgfältig zu, um Anzeichen für Kränkungen und kritische Äußerungen nicht zu übersehen. Eine Mutter kümmert sich gar nicht – auch nicht emotional um diese Kinder. Es gibt keine liebevolle Umarmung (Quelle: vfgl. Kernberg, Narzissmus: Grundlagen – Störungsbilder – Therapie, Schattauer 2010), narzisstische Eltern halten diese Kinder “finanziell kurz”. Das Kind muss mitunter sehr früh Verantwortung für sich und auch die Geschwister übernehmen.
Bei beiden Rollen der Kinder zeigt sich aber: Es gibt von den (narzisstischen) Eltern viel zu wenig Liebe. Im Extremfall gibt es von ihnen gar keine Liebe, keine Nähe, wirkliche menschliche Wärme fehlt. Diese Kinder werden häufig auch nicht gestillt, weil die Mutter dies ablehnt. Das Kind verkümmert in seinem Elternhaus emotional.
Niemand ist für diesen ersten Teil seines Lebens als Kind verantwortlich. Dieser Gedanke kann Kinder und auch Jugendliche als Erwachsener entlasten, bei denen es in diesen Elternhäusern als Kind und Jugendlicher oft schlichtweg um das (emotionale) Überleben geht. Man muss aber aufpassen: Denn so ein Elternhaus entschuldigt meiner Meinung nach nicht das ver- und zerstörende Verhalten von stark narzisstischen Menschen im Erwachsenenalter. Denn diese haben die Möglichkeit, sich professionelle Hilfe zu suchen und eine solche Kindheit aufzuarbeiten. Auch wenn dies dauert und (emotional) extrem anstrengend ist.
Warum verhalten sich Eltern ihren Kinder gegenüber so?
Leider sind stark narzisstische Eltern ebenfalls Kinder narzisstischer Eltern, das erklärt ihr Verhalten und ihr Denken, aber entschuldigt es nicht. Wenn diese Eltern selbst extrem narzisstisch sind, dann bekommen ihre eigene narzisstische Zufuhr über ihre Kinder, wenn diese traurig, wütend und enttäuscht sind und sie diese – auch emotional – kontrollieren. Sie schaffen oft auch absichtlich eine emotionale Abhängigkeit zu ihren Kindern.
Was brauchen Kinder, um sich gesund zu entwickeln und was fehlt in einem narzisstischen Elternhaus
Kinder brauchen einen gesunden Rahmen. Es ist wichtig, Kindern gesunde Grenzen zu setzen, sie zu unterstützen und zu loben, aber auch Nein zu sagen. Kinder sollten lernen, dass sie liebenswert sind und das nicht davon abhängig ist etwas zu tun oder zu unterlassen. Sie brauchen eine vertrauensvolle Bindung zu ihrem Vater und ihrer Mutter und Stabilität.
Sind diese Kinder “verloren”?
Nein, das sind sie nicht, das hat mir unter anderem auch eine sehr erfahrene Psychotherapeutin (Psychoanalytikerin) gesagt. Das sagt mir auch meine jahrelange Erfahrung. Wenn diese Kinder im Umfeld gesunde Menschen haben, die sie unterstützen und auch gesunde Grenzen setzen, dann kann das den Kindern sehr guttun.
Narzisstische Kinder verursachen oft „Probleme“: Sie werden rebellisch, bekommen Essstörungen, Depressionen, Schulverweigerer und landen beim Therapeuten, was ein großes Glück sein kann. Dieser kann als externe Person helfen. Probleme zu lösen und einengenden Selbstwert aufzubauen. Aber Achtung, das ist leider nicht immer der Fall: Denn oft wird der ein Therapeut von den narzisstischen Eltern selbst ausgewählt. Deren Therapeutenwahl ist oft wenig hilfreich, weil das Kriterium dieser Person oft ist, dass er die Eltern nicht kritisiert und nicht zu viel hinterfragt. Das ist für eine fundierte Therapie der Kinder dann nicht hilfreich bis schädlich.
Video zum Blogartikel Narzisstische Kinder
Das Video zum Artikel mit vielen praktischen Tipps und Beispielen gibt es in meinem auf meinem YouTube Kanal „Narzissmus verstehen“ zum Video auf YouTube:

Marie
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