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Erfolgreich und unglücklich


Hängt beruflicher Erfolg und die eigene Zufriedenheit sehr eng zusammen? Jein muss man da sagen. Ein Job sollte Spaß machen und es ist etwas Großartiges, einer Arbeit anzugehen, für die man vielleicht sogar innerlich richtig brennt. Eine Tätigkeit, für die man die meiste Zeit im Jahr sehr gerne aufsteht. Glaubt man aber, dass alleine im beruflichen Erfolg der Grundstein für das Lebensglück liegen muss, dann führt das mitunter sogar zum eigenen Unglück. Denn nur, weil man beruflich sehr viel Erfolg hat, also eine eigene Praxis hat, erfolgreicher Geschäftsführer ist extrem beliebt bei den Kollegen im Supermarkt oder ein umjubelter Schauspieler ist, heißt das nicht, dass man sich automatisch auch extrem glücklich in seinem Leben fühlen muss.
Gerade dann, wenn man aus einem stark narzisstischen Umfeld kommt, denkt man das aber oft. Man hat diesen Gedanken, dass man dann, wenn man erfolgreich ist innerlich endlich erfüllt und am Ziel ist. Das ist leider ein Trugschluss: Denn man ist dann vielleicht endlich erfolgreich, aber innerlich unfassbar unglücklich und kann sich das nicht erklären. Manchmal ist hinter diesem Gedanken aber eine Dynamik verborgen, die man durchaus erkennen und sich damit beschäftigen kann. Gerade auch, weil sie das eigene Lebensglück sogar negativ beeinflussen kann. Was Anzeichen für diese ungesunde Verknüpfung sein können, schauen wir uns heute in meinem Blogbeitrag an. Noch mehr Informationen zu diesem Thema mit ganz vielen Tipps findest du auch in meinem Buch.


Anzeichen erfolgreich und unglücklich zu sein

Negativspirale

Ein Anzeichen ist eine negative Spirale: Je erfolgreicher man selbst wird, umso unglücklicher wird man. Der nächste Karriereschritt führt erst zu einer großen Freude. Dann aber – nach ein paar Wochen oder Monaten – leider eher dazu, selbst in ein Loch zu fallen. Denn häufig stellen sich die vielen eigenen (inneren) Erwartungen und das positive Gefühl, das man sich dadurch erhofft, einfach nicht ein. Das kann man sich selbst einfach nicht erklären.

Fehlersucher

Man wird zum eigenen Fehlersucher. Nach dem Motto “Es gibt immer etwas zu optimieren”  ist man ständig dabei, etwas zu verbessern. Wenn man sich und seine Arbeit anschaut, sieht man nicht das, was man geschafft hat oder kann. Man sieht vor allem das, was nicht gut gelaufen ist oder das, was es gilt zu verbessern. Selbst dann, wenn der Chef oder Freunde loben, kannst man dieses nicht wirklich annehmen und verinnerlichen. Die erste Antwort ist dann häufig “ja aber …” und dann beginnt man sofort den Erfolg zu relativieren. So, wie es früher die eigene narzisstische Mutter immer getan hat (dazu später mehr).

Neue Ziele, die nicht zu erfüllen sind

Man hat vermeintliche Ziele, das ist auch richtig gut. Teilweise überfordern sie einen aber auch. Es sind Lebensziele, aber auch beruflich extreme Ansprüche, die man an sich selbst hat. Dabei misst man sich regelmäßig mit anderen und lässt sich nicht selten blenden von extremen narzisstischen Menschen, die kein Problem damit haben, dich mit ihrem  Erfolg – den sie bei genauem Hinschauen nicht haben – zu belügen. Da man  selbst aber zu wenig kritisch und sehr leichtgläubig ist, lässt man sich so unter Druck setzen. Bei genauem hinschauen weiß man selbst aber nicht, was man eigentlich möchte: Sind es überhaupt die eigenen Ziele, die man da verfolgt?

Beispiel Roberta und das Sommerfest

Das Sommertreffen mit den Kommilitoninnen des Semesters hatte Tradition. Es war aber auch jedes Mal ein Spießrutenlauf für Roberta und das bis heute. Sie hatte es wirklich weit gebracht (aus Sicht der anderen), hatte ein Haus und als Anwältin mit einer angesehenen Kanzlei in einem Vorort von Hamburg selbstständig. Kunden waren auch genug da, sie musste sie nicht mal akquirieren. Ihr Ruf eilte ihr voraus. Trotzdem war sie nicht zufrieden mit sich. Es wäre noch mehr gegangen, Notarin zu werden, das wäre es noch gewesen. Dabei war sie doch noch jung und musste  überhaupt erst einmal den Einstieg in die Selbstständigkeit finden.
Wenn sie von dem Treffen in Köln kam, war sie wochenlang niedergeschlagen. Bonnie hatte es in eine Großkanzlei nach Frankfurt geschafft, was Roberta selbst nie wollte. Trotzdem ließ es sie an sich zweifeln. Helene war eine Zeit im Ausland gewesen. Ihr Englisch war nun perfekt, auch das war noch auf Robertas To-do-Liste. Es gab noch so viel zu tun in ihren Augen. Das, was sie ganz alleine erreicht hatte, das konnte sie nie sehen auch dann nicht, wenn andere es ihr immer wieder sagten und ihre Arbeit bewunderten. Es kam innerlich nicht bei ihr an.


Toxische Hilfe

Man hämmert sich aus Verzweiflung nicht diese Freude bei Erfolg zu spüren täglich Motivationssprüche in den Kopf. Man führt sogar ein Dankbarkeitstagebuch, aber fühlt es einfach nicht. Das gesamte Set an “So-wirst-du-endlich-glücklich-Tools” hat man vorliegen: Teure Motivationskarten für den Tag, dann hört man den Motivationspodcast eines selbst ernannten Erfolgstrainers am Morgen, am Abend wird das Dankbarkeitstagebuch noch gefüllt, obwohl der Tag wieder einmal einfach mies war. In der totalen Verzweiflung hat man nun sogar (und das obwohl man als Wissenschaftler mit esoterischen Themen nicht anfangen kann) auf Anraten einer Bekannten nun schon ein schamanisches oder esoterisches Seminar besucht. Aber das war vor allem eins, extrem teuer, hat nichts gebracht und hat einen noch weiter runtergezogen, weil man sich danach noch mehr Verantwortlich für seine falschen Gefühle fühlt. Schließlich muss man laut den Veranstaltern doch nur an sich und sein Glück glauben. Auch Bücher von selbst ernannten dubiosen Heilern und Therapeuten hat man sich am absoluten Tiefpunkt und extremer Verzweiflung besorgt: Aber auch das half nur kurz, ganz schnell ist alles wieder bei Alten und fast noch schlimmer als vorher mit der Gefühlswelt. Man ist nach der Arbeit zu Hause und fühlt sich traurig und niedergeschlagen. Das Gefühl, doch dankbar sein zu müssen und sonst undankbar zu sein, ist ein ständiger Begleiter. Man glaubt, das liegt einfach an einem selbst und dass man das richtige Tool noch nicht gefunden hat. Man hat diesen tollen Job, aber im Kern ist man unglücklich und fast depressiv. Das kann doch nur an dem eigenen Mindset liegen. Das dem nicht so ist und offenbar mehr dahinter steckt, kann man vielleicht lange nicht sehen.  

Das Video: Erfolgreich und unglücklich

Wieso kann man beruflich sehr erfolgreich, aber trotzdem (innerlich) verdammt unglücklich sein? Wo können die Ursachen liegen vielleicht auch, wenn man in einem ungesunden Elternhaus mit extrem narzisstischen Eltern aufgewachsen ist? Was kann man tun, damit man glücklich wird? Ich habe in einem neuen YouTube-Video erfolgreich und unglücklich ganz viele Tipps und am Ende drei Fragen für dich:

Marie

Hi, ich bin Marie, eine sport- und reisebegeisterte Expertin für das Thema Narzissmus. Mit langjähriger Erfahrung als Bloggerin und mittlerweile über insgesamt 400 Artikeln schreibe ich hier seit 2016 jeden Samstag zu den Themen Narzissmus, psychische Gesundheit, Psychologie und gesunder Selbstwert. Seit 2016 betreibe ich zudem mit viel Herzblut und Leidenschaft meinen YouTube-Kanal »Narzissmus verstehen«, der mittlerweile über 59.000 organisch gewachsene Follower hat. Darüber hinaus bin ich Autorin des Ratgebers „Die Maschen der Narzissten“, der in der vierten Auflage beim Gräfe und Unzer (GU) Verlag erschienen ist. Zudem biete ich professionelle Beratung und auch Coaching an. Alle Inhalte meines Blogs und meiner weiteren Plattformen sind urheberrechtlich geschützt. 🫶 Marie
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