
Narzisstische Mutter erkennen
Mögliche Gedanken und Fragen
Wenn man aus einem Elternhaus mit einer möglicherweise narzisstischen Mutter kommt, dann können die folgenden Gedanken wie:
Warum hatte ich nie das Gefühl, nie wirklich innerlich frei zu sein oder einmal ganz herzlich mit der Familie zu lachen? Warum stimmte das Verhalten der Eltern oder Mutter nie mit dem Gesagten überein? Wo war das Gefühl von Sicherheit, dass andere scheinbar automatisch haben?
Fragen über Fragen, aber häufig einfach keine Antwort. Hinzu kommen Zweifel auf wie
- „Die Kindheit war irgendwie komisch“ oder auch
- „meine Mutter hat mich eigentlich, wenn ich es mir genau anschaue, nie liebevoll in den Arm genommen“ vielleicht auch
- “meine Mutter hat mich nie wirklich herzlich gedrückt und sich auch nicht richtig für mich freuen können, wenn etwas gut gelaufen ist.”
Kinder spüren bereits, dass da etwas merkwürdig ist, sie denken aber oft – und das ist leider eine erklärbare Dynamik – es muss an ihren liegen. Nicht selten fängt man im Laufe des Lebens aber an, vielleicht oder hoffentlich doch einmal seinem Gefühl zu folgen und nachzuforschen.
Narzisstische Mutter? Ein erster Verdacht
Als Kind die narzisstische Mutter erkennen, das beginnt mit einer ersten Idee und einem Verdacht. Meiner Erfahrung nach kommt es oft durch eine Unterhaltung über Narzissmus mit Freunden oder einen Artikel, den man liest. Vielleicht aber auch ein Video, dass einem der Algorithmus vorgeschlagen hat.
>Nicht selten sind erste Übereinstimmungen eines beschriebenen Verhaltens mit der eigenen Mutter wie ein kleiner Schock: “Die eigene Mutter eine Narzisstin?” Das kann doch nicht sein: “Sie war doch auch mal lieb und selbst Opfer so vieler schlechter Dinge. Sie kann doch nicht ein „böser Narzisst sein“ oder vielleicht sogar ein Mensch mit einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Sie hat doch Freunde und ist so mitfühlend, also naja, anderen Menschen gegenüber und nicht unbedingt den eigenen Kunden. Ihren Freunden, viel erzählt sie ihnen nicht, aber dafür vertraut sie ihren Kindern, also mir als Tochter, alles an. Mehr noch als ihren Freuden. Sie sagte ja auch immer, dass nichts von hier aus dem Haus nach draußen dringen soll. Das spricht doch alles für ein unglaublich inniges und tiefes Verhältnis, oder etwa nicht? Ist so etwas nicht normal?” Das sind möglich Gedanken, die dann wie ein Karussell im Kopf herumkreisen, wen man auf das Thema für sich stößt.
Woran kann man die narzisstische Mutter erkennen?
Oftmals hilft es in einem ersten Schritt, selbst die eigene Mutter bzw. ihr Verhalten ein wenig zu analysieren und erste Ideen zu bekommen und seien eigene Situation besser einzuordnen. Hilfreich ist es, bei den vielen Informationen, die man da mittlerweile im Netz findet, ein seriöses Tool für sich zu suchen, um erst einmal etwas mehr Klarheit zu bekommen, zu versuchen, Ein Werkzeug, das hilft, Verhaltensweisen zuzuordnen. Das gibt es und das schauen wir uns jetzt einmal an. Hier kann ich dir auch als Ergänzung mein Buch empfehlen, es hat viele Informationen mit wissenschaftlichem Bezug zum Thema narzisstische Mutter unter anderem – aber auch richtig viele praktische Tipps.
Analyse nach dem „Diagnostischen und Statistischen Manual (DSM)“
Hilfreich die narzisstische Mutter oder überhaupt den Narzissten oder die Narzisstin ist das „Diagnostische und Statistische Manual psychischer Störungen“, welches zur Diagnosestellung in den USA verwendet wird:
Gut zu Wissen:
“Das Diagnostische und Statistische Manual Psychischer Störungen (DSM) ist ein weltweit etabliertes Klassifikationssystem für psychische Störungen. Es ermöglicht eine zuverlässige Diagnostik psychischer Störungen und liefert zweckdienliche Anleitungen für Fachpersonen unterschiedlicher Orientierungen im klinischen und wissenschaftlichen Bereich. Alle Störungen sind anhand expliziter Kriterien detailliert beschrieben und erleichtern die objektive Beurteilung klinischer Erscheinungsbilder in psychiatrischen und psychotherapeutischen Einrichtungen. Die Struktur des DSM-5 deckt sich mit der der International Classification of Diseases (ICD) der Weltgesundheitsorganisation.” (Quelle: Hofgrefe.de, abgerufen am 25.05.25) Das ICD in seiner 10. Form wird als ICD-10 in Deutschland zur Codierung von Fachleuten genutzt, hier findet sich die narzisstische Persönlichkeitsstörung nicht gesondert. Sie wird unter der “Sonstigen Persönlichkeitsstörung” eingeordnet.
Das heißt also, Ärzte und Therapeuten in Deutschland dokumentieren die Diagnose oft nach dem DSM-5 (in dem Fall narzisstische Persönlichkeitsstörung), codiert wird aber in Deutschland nach dem ICD-10 als Diagnose F60.8 und das ist die „sonstige Persönlichkeitsstörung“. Und die Kriterien des DSM-5 kann man nun selbst nutzen, um mehr Klarheit für sich zu bekommen. Aber Achtung: Selbstverständlich kann man selbst keine Diagnosen stellen und sollte Menschen auch mithilfe des Tools nicht kategorisieren. Aber es hilft doch sehr, für sich im ersten Schritt ein wenig mehr Übersicht und Klarheit zu erhalten. Wichtig ist auch, dass nicht unbedingt alle Punkte erfüllt sein müssen, Bei einer Persönlichkeitsstörung sind es 7 von 9 Punkte.
Mein Tipp: Mach dir vielleicht mal Notizen in deinem Laptop oder iPad auf und schreib deine Gedanken zu den Punkten auf, was trifft auf das Verhalten deiner Mutter zu. Entschuldige hier auch nicht direkt das Verhalten, versuche es sachlich zu sehen.
Das sind die Kriterien nach dem DSM-5:
- Größengefühl in Bezug auf die eigene Bedeutung. (Z.B.: die Betroffenen übertreiben ihre Leistungen und Talente, erwarten ohne entsprechende Leistungen als bedeutend angesehen zu werden).
- Beschäftigung mit Fantasien über unbegrenzten Erfolg, über Macht, Scharfsinn, Schönheit oder die ideale Liebe.
- Innere Überzeugung, “besonders” und einmalig zu sein und nur von anderen besonderen Menschen oder solchen mit einem hohen Status (oder von entsprechenden Institutionen) verstanden zu werden oder mit diesen zusammen sein zu können.
- Bedürfnis nach übermäßiger Bewunderung.
- Anspruchshaltung; unbegründete Erwartung besonders günstiger Behandlung oder automatische Erfüllung der Erwartungen.
- Ausnutzung von zwischenmenschlichen Beziehungen, Vorteilsnahme gegenüber anderen, um eigene Ziele zu erreichen.
- Mangel an Empathie; Ablehnung, Gefühle und Bedürfnisse anderer anzuerkennen oder sich mit ihnen zu identifizieren.
- häufiger Neid auf andere oder Überzeugung, andere seien neidisch auf die Betroffenen
- arrogante, hochmütige Verhaltensweisen und Attitüden.
Weitere Diskussionen
Unter den Fachleuten gibt es Diskussionen, die besagen, dass diese Punkte zu eng gefasst sind. So ist bei dem Manual der offene Narzissmus, der dort zum Tragen kommt und nicht die Form des verdeckten Narzissmus. Sie fordern, dass es mehr Varianten gibt, die der Störung zugerechnet werden müssen. Das ist sicherlich auch richtig, denn heute weiß man auch, dass der Narzissmus sehr facettenreich ist. Man sollte die Punkte aber aus meiner Sicht auch nicht zu sehr verwässern.
Was mir noch bei stark narzisstischen Menschen aufgefallen ist
Immer wieder stößt man auch darauf, dass Menschen mit starkem Narzissmus oder auch im Extremfall sogar einer narzisstischer Persönlichkeitsstörung ein spezielles Problem im Bereich der Neigung zur Selbstbeschädigung durch Alkohol, Tabak, Medikamente, gesundheitsschädigendes Verhalten in sportlicher oder sonstiger Hinsicht haben. Ein anderes Merkmal ist es auch meiner Sicht zudem, dass Narzissten sich häufig keine Fehler eingestehen: Die vermeintliche „Fehlerlosigkeit“ von Narzissten, die mit großer Wahrscheinlichkeit mit der nicht vorhandenen Kritikfähigkeit von Narzissten eingeht und aus meiner Sicht ganz besonders auch bei narzisstischen Müttern deutlich zu sehen ist.
Wie kannst du mit der gewonnen Erkenntnissen umgehen?
Zeit nehmen: Es kann einige Zeit dauern, die narzisstische Mutter wirklich als solche zu erkennen und es auch emotional zuzulassen. Denn plötzlich stehen Jahre beziehungsweise Jahrzehnte des eigenen Lebens infrage. Wichtig ist es aus meiner Sicht deshalb, sich auch Zeit zu lassen. Die dauert bei jedem Menschen unterschiedlich lange.
Keine Selbstvorwürfe: Zudem ist es verdammt wichtig, sich keine Vorwürfe zu machen. Zudem auch nicht streng zu sich zu sein (so wie die narzisstische Mutter es war oder ist). Als Kind einer narzisstischen Mutter sollte man sich nicht selbst abwerten, erst nach 30, 40, oder 50 Jahren zu merken, was in der Kindheit so anders gewesen ist. Die eigene Achtsamkeit sollte hier über allen Selbstvorwürfen stehen. Auch wenn es vielleicht sehr schwer ist, wenn man die narzisstische Mutter erst einmal erkannt hat.
Mein Tipp zur Analyse: Betrachte die Punkte wie aus dem Flugzeug
Wenn man das diese Punkte – als erste Laienanalyse und Kategorisierung – auf die Mutter überträgt ist es auf den ersten Blick schwierig. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist man als Tochter oder Sohn einer narzisstischen Mutter das Verhalten „gewohnt“. Man empfindet es als „normal“. Zudem ist man als Tochter oder Sohn vielleicht so aufgewachsen, immer wenig Kritik – besonders an der Mutter – auszuüben. Deshalb kann man als Kind einer narzisstischen Mutter mitunter erst einmal nur schwer diese Punkte sachlich beleuchten. Man fühlt sich direkt schlecht und undankbar. Das kann leider ein normaler Denkprozess sein (den kann man aber ablegen lernen).
Vielleicht hilft es, einfach mal wie in aus einem Flugzeug heraus von oben auf die Punkte zu schauen. Im nächsten Schritt „unemotional“ und sachlich die Punkte in Form von Situationen mit der potenziell narzisstischen Mutter durchzugehen. Ganz ohne gleich eine Erklärung und vielleicht Entschuldigungen für die Mutter zu finden. Auch wenn es dauert, es kann sein, dass sich dann der Nebel dort unten ein wenig auflöst und nach und nach mehr Licht ins Dunkel kommt. Man sollte sich aber die Zeit geben, die es braucht, um vieles genauer zu erkennen und sich dann auf seinen eigenen Weg machen. Wenn du noch inidividuelle Fragen hast oder Tipps brauchst, dann melde dich auch immer gerne im Rahmen meines professionellen Coaching beziehungsweise Beratung bei mir.
Video zum Artikel
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