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Dynamiken in narzisstischer Familie


Der Dauerkampf um Liebe, der sich tief eingebrannt hat, ausgenutzt zu werden und dann diese ständigen eigenen Unsicherheiten im Alltag: In narzisstischen Familien gibt es viele ungesunde Dynamiken, mit denen man als Tochter oder Sohn aufgewachsen ist. Diese haben leider oft auch Nachwirkungen als Erwachsener. Wir schauen uns heute einmal drei Dynamiken in narzisstischen Familien an, was diese mit einem selbst machen und ich habe jeweils ein paar Gedanken und Tipps für dich:

Dynamiken in narzisstischer Familie

Kinder sind für die Eltern im Alter zuständig

Kinder sind eine Altersabsicherung für narzisstische Mütter und Väter. Das ist eine völlig aus unserer Zeit gefallene Sichtweise. Aber Narzissten sehen es oft so und das wird von diesen schon früh betont. Man kann sich manchmal sogar noch an die Zeit als Kind erinnern, als gesagt wurde, was man später für und mit den Eltern zu tun hat. “Irgendwann wirst Du das hier alles übernehmen” oder “Wenn Du Dich dann um Deine alte Mutter kümmern muss.” Es sind manchmal Floskeln, die Narzissten aber durchaus ernst meinen. Denn Kinder müssen sich aus ihrer Sicht schnell rechnen, sie können dann selbst sparen und sie bekommen die volle Aufmerksamkeit.



So wird schon sehr früh ein komischer Druck auf die Kinder aufgebaut,

ein Verpflichtungsgefühl im Laufe des Lebens für die narzisstischen Eltern da sein zu müssen. Das kann sich in der eigenen Lebensplanung auswirken. Als Erwachsener hat man Hemmungen weit wegzuziehen oder verzichtet ihnen zuliebe auf ein Jobangebot im Ausland. Im Laufe der Zeit und mit zunehmendem Alter wird das Einfordern – direkt oder auch indirekt (das besonders bei verdeckten Narzissten) – von den narzisstischen Eltern mehr: Ständig zu einer bestimmten Zeit anrufen, nach ihren Wünschen und Befinden zu fragen und sich um ihre Gesundheit zu sorgen, das alles ist selbstverständlich. Bedankt wird sich wenig, denn narzisstische Eltern sehen es als selbstverständlich an, dass ihre Kinder sich unentwegt um sie kümmern. Als Kind bekommt schon früh das Gefühl, dass man dabei mitmachen muss und sonst ein schlechter Mensch ist, denn das suggerieren narzisstische Eltern ihren Kindern leider oft. Zudem hat man Angst, dass der Kontakt dann abbrechen könnte. 

Beispiel Inga und ihre narzisstische Mutter

Inga bekam von Frank wieder eine Nachricht. “Fahr mal zu Mama, sie hat wieder keine Milch mehr und geputzt werden muss auch mal wieder.” Inga ärgerte sich so sehr. Ihre Mutter war eine Dauerbelastung und ihr Halbbruder Frank, der ihr nicht half, auch. Alle wollten immer, dass sie sich um die Mutter kümmerte und auch  putzte. Weil ihre Mutter andere Hilfe ablehnte, lastete der ganze Druck auf ihr. “Das ist Familiensache” sagte sie immer. Dabei ging es Inga gesundheitlich schlechte, hoher Blutdruck und dann diese schlaflosen Nächte. Ihr Mann und sie hatten auch ständig Stress, weil sie so viel Zeit bei ihrer Mutter verbrachte. Aber wenn sie daran dachte, einen Pflegedienst zu beauftragen kam da sofort das schlechte Gewissen. Ihre Mutter hatte sich doch auch um sie als Kind gekümmert, so ist das in Familien doch, dass man sich da immer kümmern muss.


Mein Tipp für dich:

Als Kind hat man seinen Eltern nichts zurückzuzahlen. Auch wenn Narzissten ihren Kindern das schon sehr früh einreden, ist es wichtig, diese ungesunde Haltung und Dynamik zu erkennen. Mach dir selbst bewusst, dass es eine wunderbare Versorgung auch bei Pflegebedürftigkeit gibt und du als Tochter oder Sohn nicht dafür zuständig bist. Setze einem aufkommenden schlechten Gewissen Grenzen.

Dynamiken in narzisstischer Familie: Abwertungen der Kinder 

Kinder werden in narzisstischen Familien permanent abgewertet. Ihre narzisstischen Eltern nehmen sie nicht ernst, belächeln diese und werden finanziell kurz gehalten. Immer wieder wird ihnen gezeigt, dass sie wertlos sind.  Sie werden vorgeführt und beschämt, indem Witze über ihre Verhalten oder ihre Figur gemacht werden. Das alles kann sich tief einprägen und führt leider als Erwachsener sehr oft zu geringem Selbstwert.

Mein Tipp für dich:

Werde dir bewusst, unter welchen Bedingungen du aufwachsen musstest und habe ganz viel Verständnis für dich und auch deine Unsicherheiten. Versuche aber auch schrittweise zu lernen, dass du ein wertvoller Mensch bist. Lobe dich selbst mehr und werde zu deinem guten Freund, wenn du dazu tendierst, dich als Erwachsener auch immer selbst runterzumachen. Setze klare Grenzen, wenn du selbst von anderen abgewertet wird, das kann man schrittweise lernen. Mehr Infos und Tipps dazu, wie auch zu dem Thema narzisstische Eltern mit ganz vielen Tipps auch zur eigenen Stärkung gibt es auch in meinem aktuellen Buch.



Die Faulheit narzisstischer Eltern soll kompensiert werden

Narzisstische Eltern sind bei genauem Hinschauen extrem faulen und sie nutzen ihre Kinder schon früh als ihre Helfer aus. So werden die Kinder sozusagen zu den Eltern ihrer Eltern. Dafür gibt es auch den Begriff der Parentifizierung zu dem ich auch schon viel veröffentlicht habe. Diese Dynamik kann eine schlimme Auswirkung haben: Als Tochter oder Sohn wird zum Macher, man hilft ständig anderen und ist der Supporter im Umfeld. Man hat ein krasses Maß in dem was man macht und kann –  aber sieht das selbst nicht. Dabei besteht als Erwachsener die Gefahr in Beziehungen ausgenutzt zu werden. Zudem zieht man oft faule, narzisstische Menschen an.

Mein Tipp für dich:

Bist du selbst ein sehr helfender und unterstützender Mensch, der leider oft auch ausgenutzt wird, solltest du dir das einmal genauer anschauen. Hast du es vielleicht mit Narzissten zu tun? Versuche die Dynamik zu erkennen und beginne, deine ersten klaren Grenzen zu setzen.

Dynamiken in narzisstischer Familie: mein Video

Das Video zum Artikel mit weiteren Infos und Tipps:

 

Marie

Hi, ich bin Marie, eine sport- und reisebegeisterte Expertin für das Thema Narzissmus. Mit langjähriger Erfahrung als Bloggerin und mittlerweile über insgesamt 400 Artikeln schreibe ich hier seit 2016 jeden Samstag zu den Themen Narzissmus, psychische Gesundheit, Psychologie und gesunder Selbstwert. Seit 2016 betreibe ich zudem mit viel Herzblut und Leidenschaft meinen YouTube-Kanal »Narzissmus verstehen«, der mittlerweile über 59.000 organisch gewachsene Follower hat. Darüber hinaus bin ich Autorin des Ratgebers „Die Maschen der Narzissten“, der in der vierten Auflage beim Gräfe und Unzer (GU) Verlag erschienen ist. Zudem biete ich professionelle Beratung und auch Coaching an. Alle Inhalte meines Blogs und meiner weiteren Plattformen sind urheberrechtlich geschützt. 🫶 Marie
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